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Was ist Rheuma?

In der Medizin unterschiedet man in entzündliche und degenerative Formen der Gelenkerkrankungen: Beim entzündlichen Rheuma handelt es sich meist um eine Systemerkrankung mit möglicher Beteiligung innerer Organe. Degeneratives Rheuma bedeutet, dass sich die Gelenkknorpel abnutzen.

Integratives Behandlungskonzept rheumatischer Erkrankungen

Die naturheilkundlichen Behandlungsansätze unterscheiden sich für die verschiedenen Formen von Rheuma. Für die degenerativen Gelenkerkrankungen oder Arthrosen stehen die Schmerztherapie durch physikalische Therapie und Phytopharmaka (pflanzliche Heilmittel) und der Funktionserhalt durch Bewegungstherapie im Vordergrund. Bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen werden zudem systemisch umstimmende Therapieverfahren angewendet und die Ernährung spielt eine große Rolle im Behandlungskonzept. Eine naturheilkundliche Behandlung erfolgt immer individuell und orientiert sich am allgemeinen Gesundheitszustand, am Alter, den Begleiterkrankungen, aber auch den individuellen Erfahrungen und Vorlieben.

Klassische Therapieelemente einer naturheilkundlichen Behandlung chronisch entzündlicher rheumatischer Erkrankungen sind zum Beispiel:

Fasten
Zur Entzündungshemmung und vegetativen Umstimmung wird am häufigsten von allen Formen das Buchinger-Saftfasten über 7 – 14 Tage eingesetzt. Dies kann unter Anleitung ambulant, bei Begleiterkrankungen oder Medikamenteneinnahme auch stationär durchgeführt werden. Wichtig ist die Ernährungsumstellung im Anschluss.

Ernährungsumstellung
Die Ernährung hat in verschiedenen Aspekten Einfluss auf die Entzündungsaktivität. Viele Rheumatiker leiden an Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die sich nach einem Fasten oder einer reizarmen Diät leichter herausfinden lassen. Allgemein führt eine Ernährung mit zu vielen tierischen Fetten, die Arachidonsäure enthalten, zu einer  Beschwerdezunahme. Demgegenüber bessert ein hoher Anteil von omega-3-Fettsäuren in der Nahrung (Fischöl oder Leinöl) die Entzündungsaktivität. Auch Vitamine und Mineralstoffe spielen als Antioxidantien eine große Rolle.

Phytotherapie
Einige Heilpflanzen sind als Schmerzmittel bei Rheuma und Arthrose geeignet, wie Extrakte aus der Weidenrinde, Teufelskralle, Curcuma, Brennessel und Hagebutte. Wenige Heilpflanzen besitzen eine direkte immunmodulatorische Wirkung, wie z. B. Weihrauch oder Krallendorn.

Bewegungstherapie
Eine wichtige Rolle in der Rheumatherapie spielen die Physiotherapie und Ergotherapie. Ziel ist der Funktionserhalt der Gelenke durch gelenkschonende und muskelkräftigende Übungen, die den beginnenden Fehlstellungen entgegenwirken.

Kältetherapie
In der Rheumabehandlung sind lokale Kälteanwendungen mit Quarkauflagen oder Eispackungen bei akuten Gelenkentzündungen gut wirksam. Zur systemischen Entzündungshemmung und Schmerzlinderung wird die Kältekammertherapie eingesetzt. Für wenige Minuten hält sich der Patient in Badekleidung in einem -100 bis -120°C kalten Raum auf. Die Behandlung erfolgt in Serien von 10-20 Anwendungen meist im Rahmen einer stationären Therapie.

Ordnungstherapie
Chronischer Stress gilt als Risikofaktor für das Auftreten einer RA und beeinflusst die Schwere des Verlaufs, die Krankheitsaktivität und sogar die radiologische Progression. Häufig entsteht andererseits ein Teufelskreis aus Schlafstörungen, Schmerz und Depression. Circa 20% der RA-Patienten erkranken an einer Depression. Deshalb ist es im Rahmen einer ganzheitlichen Rheumabehandlung wichtig, die psychosozialen Belastungsfaktoren und die Krankheitsverarbeitung in das Therapiekonzept miteinzubeziehen. Auch andere Heilungshindernisse wie Zigarettenrauchen gilt es im Rahmen einer naturheilkundlichen Therapie zu identifizieren und möglichst zu beseitigen.

Behandlung von Begleiterkrankungen
Der Mitbehandlung einiger Begleiterkrankungen ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da sie Verlauf und Mortalität der RA entscheidend beeinflussen. Aufgrund des deutlich erhöhten Herz-Kreislauf-Risikos der RA sollten art. Hypertonie (Bluthochdruck), Hypercholesterinämie, stammbetonte Adipositas und Diabetes mellitus konsequent durch Ausschöpfen der Möglichkeiten einer Änderung des Lebensstils behandelt werden. Die rechtzeitige Behandlung bzw. Prophylaxe einer Osteoporose ist insbesondere bei hoher Entzündungsaktivität, Cortisontherapie oder erniedrigtem Vitamin-D-Spiegel notwendig, um Knochenfrakturen zu verhindern. Dabei stehen Nikotin- und Alkoholverzicht, Vitamin-D-Supplementierung und Bewegung im Vordergrund.

Diabetes, Bluthochdruck, rheumatoide Arthritis

Wie man kann man solche chronischen Krankheiten mit Naturheilkunde behandeln oder die (schulmedizinische) Therapie unterstützen? Experte PD Dr. Christian Kessler, Oberarzt in der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin gibt Antworten auf diese Frage bei „Natürlich gesund“.

Naturheilkundliche Strategien bei Polyarthritis, Psoriasis arthritis, Sjögren-Syndrom und SLE

In der Behandlung von entzündlich rheumatischen Erkrankungen, wie der chronischen Polyarthritis, der Psoriasis arthritis, dem Sjögren-Syndrom und dem Lupus erythematodes visceralis (SLE) kann die Naturheilkunde komplementär, also ergänzend, hilfreich wirken. Ein Verzicht auf eine Basistherapie widerspricht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischen Erfahrungen und sollte nicht Ziel einer naturheilkundlichen Behandlung sein.

Das Konzept unserer Abteilung sieht ein komplexes, den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasstes Programm vor. Unser Angebot umfasst eine ambulante ärztliche Beratung und Therapie, eine stationäre Therapie und eine Behandlung in der naturheilkundlichen Tagesklinik.

Nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), Ernährungsanamnese, Sichtung aller Befunde und des Krankheitsverlaufes und einer klinischen Untersuchung erhält der Patient/ die Patientin eine eigens auf ihn abgestimmte Behandlung.

Dafür stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

Ernährungsberatung und Hilfe bei der Ernährungsumstellung
z. B. Arachidonsäure-arme Kost, mediterrane Kost, Kostformen aus dem Bereich der fernöstlichen Medizin bis hin zur glutenfreien Kost u. a. Häufig erscheint es sinnvoll, eine Kostumstellung durch ein Heilfasten einzuleiten, das wir im stationären und ambulanten Bereich anbieten.
Dabei kommen das Buchinger-Fasten, das modifizierte Fasten nach Buchinger, die milde Ableitungsdiät nach F. X. Mayr und Allergenarme Kostformen wie die Kartoffel-Reis-Butter-Diät zur Anwendung. Zahlreiche klinische Erfahrungen und eine wissenschaftliche Studie zeigen die Wirksamkeit des Heilfastens bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Das Befinden des Patienten bessert sich, die Schmerzen nehmen ab, die Beweglichkeit der Gelenke zu. Auch die Entzündungswerte im Blut nehmen während des Heilfastens ab. Der langfristige Erfolg solch eines Heilfastens hängt ganz wesentlich von der Ernährungsweise nach dem Fasten ab. Hier kommt es darauf an, Fleisch und Fleischprodukte auf ein Minimum zu reduzieren, entsprechend pflanzlich hochwertige Fette, Fisch und Fischöle sowie Obst und Gemüse zuzuführen. Ein erfolgreiches Heilfasten kann in Abhängigkeit vom Zustand des Patienten/ der Patientin und unter Beachtung der Kontraindikationen (Zustände, die das Fasten nicht erlauben) ein bis zweimal pro Jahr für einen Zeitraum von 5 bis 10 Tagen durchgeführt werden.

Nahrungsergänzung
Im Ernährungskonzept erscheint es sinnvoll, besonders wertvolle und entzündungshemmend wirkende Nahrungsbestandteile als Nahrungsergänzung zu verabreichen. Dazu zählen Fischöle (hier besonders die Eicosapentaensäure), Vitamin D, Spurenelemente wie z. B. Selen und Zink, sowie Enzyme (pflanzliche Enzyme wie Papain und Bromelain, tierische Enzyme wie Trypsin und Chymotrypsin).

Pflanzliche entzündungshemmende Stoffe
Arzneimittel aus dem Pflanzenreich werden seit Jahrtausenden gegen Schmerz und Entzündung eingesetzt. Sie werden häufig als Tee, als äußere Anwendungen in Form von Salben oder Badezusätzen oder als Extrakte in Fertigarzneimitteln angeboten. Entzündungshemmend und schmerzstillend wirken innerlich verabreicht u. a. Weidenrinde, Brennnesselblätter und Teufelskrallen-Wurzel. Äußerlich wirken Arnica, Beinwell und Capsaicin-haltige Salben ebenfalls schmerzstillend und entzündungshemmend. Interessant ist die Wirkung eines Weihrauchextraktes aus dem gezackten Weihrauch (Boswellia serrata). Dieser wirkt in einer besonderen Weise, ähnlich der Wirkung des Kortisons, nur viel milder und mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden,  entzündungshemmend und abschwellend, sodass bei einigen Patienten dadurch Cortison in der Therapie eingespart werden kann. Weihrauch ist in Deutschland als Arzneimittel nicht zugelassen, kann aber von deutschen Ärzten auf Privatrezept verordnet und von deutschen Apotheken abgegeben werden. Unsere Abteilung hat langjährige Erfahrungen in der Anwendung von Weihrauchpräparaten auch über die Anwendung bei Rheuma hinaus.

Physikalische Therapie
Bewegung, Krankengymnastik und spezielle reflektorisch wirkende Verfahren (reflektorische Atemtherapie, Osteopathie u. a.) und Entspannungsverfahren gehören selbstverständlich zu unserem Therapiekonzept.

Ausleitende Verfahren
Dazu gehören trockene und blutige Schröpfbehandlungen, der therapeutische Einsatz von Blutegeln, Aderlässe und letztendlich auch die Heilfastenbehandlungen.

Kältekammer-Therapie
Hyperthermie-Bett nach Ardennne: Beide Verfahren kommen derzeit nur im stationären Bereich zur Anwendung. Ambulant steht die Kältekammer Patienten ebenfalls zur Verfügung, jedoch übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für diese Behandlung nicht.
Die Kältekammertherapie, seriell angewendet, d. h. 2 bis 3 Mal täglich über einen Zeitraum von ca. 14 Tagen, wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und kann sogar zu einer Remission (Krankheitsstillstand) bei chronischer Polyarthritis führen. Das Hyperthermie-Bett nach Ardenne findet ebenfalls bei chronischen Schmerzpatienten, Rheumatikern und insbesondere bei Erkrankten mit Morbus Bechterew erfolgreich Anwendung. Auch hier muss seriell therapiert werden, um einen langfristigen schmerzstillenden und entzündungshemmenden Effekt zu erzielen.

Neuraltherapie, Akupunktur
Sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich werden diese Verfahren eingesetzt.

Homöopathie
Die klassische Homöopathie nach Hahnemann wird im ambulanten und stationären Bereich für Versicherte der Techniker Krankenkasse im Rahmen der Integrierten Versorgung in der Homöopathie angeboten.

Literaturempfehlungen

ZU DEN KRANKHEITSBILDERN