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Was ist Physiotherapie?

Unter dem Begriff der Physiotherapie verbirgt sich ein weites Feld therapeutischer Maßnahmen und Tätigkeitsfelder. Heute ist die Physiotherapie ein wichtiger Bestandteil der modernen Medizin und viele Behandlungserfolge in Praxis, Krankenhaus und Rehabilitation würden ohne die Physiotherapie nicht erreicht.

Die Anwendung ist in jedem Lebensalter möglich und ist bei manchen Problemen sogar effektiver und risikoärmer als eine medikamentöse Therapie. Auf Grund des steigenden Bewusstseins vieler Patienten an ihrem Gesundungsprozess aktiv mitwirken zu wollen und Nutzen und Risiken anderer therapeutischer Verfahren abzuwägen, gewinnt eine Behandlung, die die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert, zunehmend an Bedeutung. Physiotherapie ist eine Form der äußerlichen Anwendung von Heilmitteln, mit der v. a. die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wiederhergestellt, verbessert oder erhalten werden soll.

Sie umfasst unter anderem:

Vom Altertum bis zur Neuzeit

Viele Verfahren der Physiotherapie haben ihren Ursprung weit zurückliegend. Archäologische Funde zeigen, dass Thermal- und Mineralquellen bereits in frühgeschichtlicher Zeit genutzt wurden. Verschiedene Formen von Massagen und medizinischer Bäder kannte man bereits vor ca. 4000 Jahren in China. Aus der Antike sind uns gezielte gymnastische und diätetische Erziehungsideale überliefert. Die Athleten der antiken Olympischen Spiele hatten speziell ausgebildete Trainer, die über die so genannte „Körperhygiene“ ihrer Schützlinge wachten. Damit taten sie für die Gesundheit und Vitalität der jungen Leute oft mehr als jeder Arzt.

Mann in Schlammbad - Physiotherapie - Naturheilkunde - Immanuel Krankenhaus Berlin

Auch der griechische Arzt Hippokrates vertrat verschiedene medizinische Auffassungen, die sich heutzutage in der Physiotherapie wiederfinden. Er verstand den lebendigen Leib als Organismus, Gesundheit als Gleichgewicht und Krankheit als gestörten physischen und psychischen Gesamtzustand. Seine Überzeugung war, dass die Natur eine Heilkraft besitzt. Hippokrates und sein späteres römisches Pendant Galen hoben die gesundheitliche Wirkung aller „Leibesübungen“ hervor. Auch die erholsame Wirkung Massagen und Heilbädern war bereits bekannt, Thermal- und Mineralquellen wurden genutzt.

Das uralte Yoga lässt sich ebenfalls als eine Art Physiotherapie einstufen mit seinen präzisen Asanas (Körperübungen) ebenso wie als passive Massage. In China findet sich das Qigong als Übungsmethode zur Selbstregulation und die Tuina-Anmo Therapie als manuelle Behandlungsmethode.

Der antike Grundsatz, dass Gesundheit ein Gleichgewicht seelischer und körperlicher Kräfte ist, findet sich heutzutage in vielen Behandlungsformen der Physiotherapie wieder, die die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Bis ins hohe Mittelalter hinein änderte sich daran wenig, die „Rezepte“ blieben die gleichen. Eher war es so, dass durch den kirchlichen Einfluss der Körper in Vergessenheit geriet; so hätten gottesfürchtige Geschöpfe das Leben und Leiden als schicksalhaft zu betrachten.

Dies änderte sich erst mit der Renaissance, in der die antiken Ideale wieder erwachten. So begründete der französische Arzt Nicolas Andry im 17. Jahrhundert die Orthopädie („das aufrechte Kind“). Er analysierte die häufigen Haltungsschwächen und Deformitäten von Kindern und verordnete spezielle gymnastische Übungen zur Therapie und Prophylaxe.

Den Beruf des „Gymnasten“ definierte erstmalig der Berliner Arzt Albert C. Neumann um 1850. Er bildete Mitte des 19. Jahrhunderts Gymnastinnen aus, denn der Behandlungsbedarf wuchs sprunghaft, als verletzte und körperbehinderte Soldaten aus dem Krieg von 1870/71 zurückkehrten. Hinzu kamen die Opfer von Arbeitsunfällen im Gefolge der raschen Industrialisierung. Was von den Ärzten nicht mehr bewältigt werden konnte, leisteten nun die Krankengymnasten in ihrem neuen Beruf. Nach beiden Weltkriegen machte die Krankengymnastik erstmals verstärkt Bekanntschaft mit Patienten aus Chirurgie und Neurologie, so war z.B. Kinderlähmung weltweit stark verbreitet. Auch die steigende Zahl von Arbeits- und Verkehrsunfällen machte eine größere Auswahl an Therapieverfahren erforderlich.

Im Zuge der Sparmaßnahmen nach der Währungsreform von 1948 kam es jedoch zu einem erhöhten Stellenabbau im Gesundheitswesen. Erst mit der Gründung von Landesverbänden etablierte sich der Berufsstand der Krankengymnasten/Physiotherapeuten wieder. Durch den Zentralverband der Krankengymnasten (ZVK) gelang 1959 eine bundesgesetzliche Abgrenzung zu anderen ärztlichen Hilfsberufen. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Anpassung an den internationalen Sprachgebrauch kam es 1994 zu einer Novellierung der Berufsgesetze. Seitdem heißen die Krankengymnasten „Physiotherapeuten“, wie es zuvor schon in der ehemaligen DDR üblich war.

Nicht der Arzt heilt, sondern die Natur. Der Arzt kann nur ihr getreuer Helfer und Diener sein. Er wird von ihr, niemals aber die Natur vom ihm lernen. [...] Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.

(Hippokrates von Kos)

Wie funktioniert Physiotherapie?

Grundprinzip der Physiotherapie ist es, auf den Organismus Reize auszuüben, die in seiner natürlichen Umwelt bereits vorhanden sind. Solche Reize können z. B. die Einwirkung von Wärme oder Kälte sein, elektrische Reize oder die Ausführung bestimmter aktiver oder passiver Bewegungen.

Alle diese Reize, also Wärme, Kälte und Bewegungen kennt der Organismus bereits aus dem Alltag. Im Unterschied dazu wirken die Reize in der Physiotherapie jedoch nicht zufällig und ungezielt auf den Organismus ein, sondern bewusst gesteuert und zielgerichtet. Ein Beispiel dafür ist die örtliche Anwendung von Kälte bei Entzündungsvorgängen.

Schließlich müssen die Reize einen Zweck erfüllen bzw. einem therapeutischen Ziel dienen: Sie sollen eine aktive Antwort des Organismus hervorrufen. Diese Antworten stammen aus dem natürlichen Spektrum der körperlichen Reaktionen.

Ganz automatisch antwortet beispielsweise die Haut auf einen Kältereiz zunächst mit Blässe, später reaktiv mit Röte und Erwärmung. Solche natürlichen Reaktionen steuert das unwillkürliche Nervensystem. Muss es immer wieder auf denselben Reiz antworten, wird sich in seiner Antwort früher oder später etwas verändern. Um therapeutisch wirksam zu werden, muss der Reiz daher mehr als einmal einwirken – er muss möglichst serienmäßig zum Einsatz kommen.

Die Physiotherapie ist dabei eine Behandlungsform der Naturheilkunde. Sie ist in jedem Lebensalter möglich und bei vielen Leiden sogar effektiver als die medikamentöse Behandlung. Doch obwohl sie den natürlichen Wirkprinzipien verpflichtet ist, müssen ihre Methoden doch fachkundig ausgewählt und angewendet werden. Die verkehrte Methode zur falschen Zeit und womöglich auch noch in den falschen Händen kann durchaus unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen. Die richtige Auswahl der für den jeweiligen Zweck am besten geeigneten Methode ist eine Kunst, die in entsprechend fachkundige Hände gehört.

Was wir sind, sind wir durch unseren Körper.

(Samy Molcho)

Welche physiotherapeutischen Maßnahmen gibt es?

Die verschiedenen Behandlungsmethoden der Physiotherapie eignen sich hervorragend, zur Schmerzbekämpfung und um die Funktionen des Bewegungsapparates sowie die allgemeine körperliche Fitness zu steigern.

Es gilt das Prinzip „Heilen durch Bewegen“. Dabei werden gezielte Reize auf den Körper ausgeübt, z. B. die Einwirkung von Wärme oder Kälte oder die Ausführung von Bewegungen. Die Anwendung verschiedener aktiver und/oder passiver Behandlungsformen kann bei Menschen Schmerzen beseitigen, gesunde (physiologische) Bewegungsabläufe wiederherstellen, unausgewogene Muskelkraftverhältnisse (muskuläre Dysbalancen) ausgleichen und bei Kindern die motorische Entwicklung fördern.

Die Physiotherapie gibt dem Patienten auch Hilfe zur Selbsthilfe mit auf den Weg, aktiv und selbstständig den Heilungsprozess zu unterstützen, fortzuführen und erneuten Problemen vorzubeugen. In der Physiotherapie unterscheidet man aktive und passive Maßnahmen. Aktive Angebote machen eine aktive Beteiligung des Betroffenen erforderlich, er muss sich selbst bewegen, z. B. Übungen durchführen.

Folgende aktive Therapien werden in unserem Hause angeboten:

Die Bewegungstherapie und die Krankengymnastik als klassische Säulen der Naturheilkunde sind ein wesentliches und grundlegendes Element der Klinik. Sie dienen in diesem Zusammenhang nicht nur zur Förderung der körperlichen Fitness, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein und das seelische Wohlbefinden.

Eine maßgebliche Rolle spielen die Motivation zur Bewegung, die Freude am (gemeinsamen) Bewegen sowie die Vermittlung von individuellen bzw. krankheitsspezifischen Kenntnissen und Übungsprogrammen. Dadurch ergeben sich im Bereich Bewegungstherapie langfristige mehrdimensionale Wirkungen auf verschiedenen Ebenen (psychisch, kognitiv, edukativ, senso-motorisch etc.).

Dazu zählen beispielsweise folgende Aspekte

Pflege deinen Körper, damit deine Seele gerne in ihm wohnt.

(Theresa von Avila)

Zu den in unserem Hause durchgeführten passiven Therapien zählen:


Zusätzlich zu den herkömmlichen Therapie bieten wir im Immanuel Krankenhaus Berlin an:

Zu den Therapien