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Der Herbst ist neben dem Frühling die ideale Fastensaison: Fasten bringt den Stoffwechsel auf Trab und schützt in der kalten Jahreszeit vor Leistungsknick sowie Stimmungstief. Ernährungsmediziner setzen die Fastentherapie auch ganzjährig ein, um Stoffwechsel- oder Herzerkrankungen und Entzündungserkrankungen wie etwa die rheumatoide Arthritis zu behandeln. Doch was genau läuft da im Körper ab und warum ist Fasten eigentlich so gesund? Erste Antworten darauf gibt eine neue Studie, die die molekularen Effekte auch bei Probandinnen und Probanden im Immanuel Krankenhauses Berlin am Standort Wannsee untersucht hat. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Molekül Spermidin, das offenbar die gesundheitsfördernden Effekte des Fastens verstärkt oder ermöglicht.

Fasteneffekt ohne Fasten?
Dr. Daniela Koppold, Fachärztin für Allgemeinmedizin, gehört zum internationalen Forschungsteam und hat die Teilnehmenden während der Studie am Immanuel Krankenhaus begleitet. Sie erklärt das Ziel der Forschung: „Die Medizin möchte allen Menschen, die guten Effekte des Fastens zugutekommen lassen. Auch jenen, denen es schwerfällt, durchzuhalten oder die aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten dürfen, weil es sie schwächen würde.“ Koppold weiter: „Denkbar wäre es, beispielweise ein Medikament zu entwickeln, also eine Art Fastenpille, die bei Menschen die positiven Auswirkungen des Fastens anschiebt ohne tatsächlich Fasten zu müssen.“

Spermidin sorgt für mehr Vitalität 
Ein zentraler Effekt des Fastens ist, dass in den Körperzellen ein Selbstreinigungsprogramm ausgelöst wird, die sogenannte Autophagie. Das Forschungsteam fand heraus, dass Spermidin quasi der Zündschlüssel für diesen Prozess ist, in dem Zellschrott – also beschädigte, überschüssige oder schädliche Zellbestandteile – zur zellulären Recycling-Anlage transportiert wird. Davon profitiert der Körper gleich in mehrfacher Hinsicht: gesündere Alterung, verbesserte Immunabwehr, Entgiftung, Schutz der Nervenzellen und weniger Entzündungen. „Fasten stimuliert im Körper ein Konzert auf allen Ebenen – ein Schlüsselelement in dieser Symphonie scheint das Spermidin zu sein, ein Molekül, was uns hilft, unsere Gesundheit trotz fortschreitenden Alters zu erhalten“, resümiert Dr. med. Daniela Koppold. „Der entscheidende Befund der Studie: Die Vitalität, die die Probandinnen und Probanden durch das Fasten gewonnen haben, stand auch im Zusammenhang mit einer höheren körpereigenen Spermidinkonzentration. Aber es wurde auch herausgefunden, dass das Fasten noch viele weitere Effekte hat, die nicht allein über das Spermidin reguliert werden.“ 

Weizenkeime sind gute Spermidin-Lieferanten
Wer – ohne zu Fasten – auf natürliche Weise die Spermidinkonzentration im Körper erhöhen möchte, kann dies auch über die Ernährung erreichen. Weizenkeime gelten als heimisches Superfood und enthalten viel Spermidin. „Ich rate dazu, frische Weizensprossen in einem Keimgerät selbst zu ziehen und dann circa zwei Teelöffel täglich pur oder morgens in Müsli, Joghurt, Obstsalat oder Smoothie gestreut, zu verzehren“, so die Fastenexpertin. „Natürlich kann man Weizenkeime oder Weizenkleie auch als Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform in der Apotheke kaufen. Dosis und Einnahme sollten jedoch nach ärztlichem Rat erfolgen.“ 

Fasten, aber richtig
Fasteninteressierte können sich neuerdings auch an die spezialisierte Fastensprechstunde in der privatärztlichen Naturheilkunde Praxis Immanuel Medizin Zehlendorf (IMZ), einer Einrichtung des Immanuel Krankenhauses Berlin, wenden. Ein ärztliches Team berät Patientinnen und Patienten individuell abgestimmt zu allen medizinischen Aspekten des Fastens, egal ob es um Heilfasten, Fasten während einer Chemotherapie oder um Intervallfasten geht.

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Über die Expertin
Dr. Daniela Koppold, Fachärztin für Allgemeinmedizin, ist am Immanuel Krankenhaus Berlin in der Abteilung Naturheilkunde klinisch tätig. Darüber hinaus forscht sie am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie für die TU Dresden. 


Über die Studie
Ein internationales Forschungsteam von 20 Universitäten, zu dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Immanuel Krankenhauses Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin gehörten, untersuchte die Auswirkungen von Fasten auf Fitness, Gesundheitsspanne und Lebensdauer. Klinische Daten wurden unter anderem in einer Testgruppe (Kohorte) im Jahr 2020 ambulant am Immanuel Krankenhauses Berlin am Standort Wannsee gesammelt. Die Studienergebnisse wurden kürzlich im Wissenschaftsmagazin Nature Cell Biology veröffentlicht. Hier ist der vollständigen Artikel abrufbar: Spermidine is essential for fasting-mediated autophagy and longevity

Bild: Saftfasten am Immanuel Krankenhaus Berlin, © Immanuel Albertinen Diakonie, Susanne Hartung